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Geschichten vorlesen

Hallo zusammen!

Die liebe Sabrina von Schulgefunkel hat sich mit uns zusammengetan und gemeinsam haben wir den folgenden Blogeintrag zum Einsatz von Geschichten und Vorlesebücher in der Primarstufe zusammengestellt. Sabrina schreibt für die Mittelstufe (5. & 6. Klasse) und Ariane schreibt für die Unterstufe (1. – 3. Klasse). Unsere Tipps basieren auf unseren Erfahrungen, aber alle Ideen können natürlich auf jede Stufe adaptiert und angepasst werden.

Wir finde es super toll, dass diese Zusammenarbeit entstanden ist und freuen uns auf eure Rückmeldungen. Viel Spass beim Lesen und vor allem Freude beim Umsetzen!


Geschichten vorlesen in der Unterstufe


In der Unterstufe gehört das Geschichten erzählen einfach dazu. Die Kinder lieben es und können auch nicht genug davon kriegen.


1. Schultag

Ich empfehle euch mit einem Bilderbuch am ersten Schultag starten. Ich nehme dazu gerne das Buch: „Vom Löwen, der nicht schreiben konnte“ Die Geschichte handelt von einem Löwen, der nicht weiss, wie man schreibt und es auch nicht wichtig findet, bis er sich in eine schöne Löwin verliebt. Die Kinder haben die Geschichte geliebt und es gibt vor allem noch zwei herzige Fortsetzungsbücher, welche während dem Jahr aufgegriffen werden können.


Vorlesebuch

In der ersten Klasse arbeite ich jeweils viel und gerne mit Bilderbücher, finde es aber auch toll ein Vorlesebuch zu haben. Weiter unten dann ein paar Tipps für Vorlesebücher. Ach ja und ein wichtiger Tipp: Wenn ihr Kinder habt, die vielleicht auditiv Mühe haben oder sich beim Vorlesen nicht gut konzentrieren können, dann empfehle ich euch, sie mit einem eigenen Buch mitlesen zu lassen. Das hat bei mir super geholfen.


So, also am meisten lese ich ehrlich gesagt „einfach so“ vor, das heisst ohne spezielles Programm. Zum Bespiel als kleine Pausen zwischendurch oder auch als Abschluss vor dem Mittag. Besonders angebrochene Lektion finde ich toll fürs Vorlesen. Ich habe für mich gemerkt, dass sich weniger als 10 Minuten fast nicht lohnen.


Nichtsdestotrotz (was für ein lustiges Wort) gibt es viele tolle Möglichkeiten mit einem Vorlesebuch oder Bilderbuch in der Unterstufe zu arbeiten:


  • Schreiben: Ein toller Schreibanlass ergibt sich, wenn man bis zu einer interessanten Stelle vorliest und dann die Kinder die Geschichte weiterschreiben lässt. Dazu ist es wichtig, mit den Kindern zu thematisieren, wie es weitergehen könnte sind - besonders Kinder, die keine eigene Idee haben, hilft das. Meist fällt ihnen dann doch noch etwas Eigenes. Danach das Ende der Geschichte vorzulesen, ist natürlich essentiell.

  • Sprechanlass: Gleiches Konzept wie beim Schreibanlass, aber alles mündlich. Das mache ich häufig auch bei besonders spannenden Stellen einfach kurz zwischendurch. Die bekannte Kooperative Lernform (Think Pair Share) lässt sich dazu auch bestens anwenden.

  • Hörverständnis: Vorab Fragen zur Geschichte (zB. zum Ablauf) überlegen und dann die Kinder die Fragen beantworten lassen. Ich bin bei Hörverständnis nicht besonders begeistert, wenn es komplizierte Lesefragen sind. Ich finde es besser, wenn die Kleinen zB. den Ablauf der Geschichte zeichnen oder mit Bildern legen können.

  • Zeichnungsunterricht: Auch gerne lese ich ein Bilderbuch (oder auch nur bis zu einer passenden Stelle) vor und lasse die Kinder dann ein Bild im Stil des Bilderbuches zeichnen.

  • Zusammenfassungen schreiben: Im letzten Jahr habe ich in der 1. Klasse zusätzlich mit der Geschichte „Zora, der kleine Drache“ vom Lehrmittel Anton und Zora (Schubi Verlag) gearbeitet. Dabei wird ab der 2. Schulwoche pro Woche ein Kapitel vorgelesen, der Inhalt des Kapitels besprochen und dann schreibt jedes Kind für sich zuerst Wörter und später ganze Sätze dazu. Das geht natürlich auch mit einem Vorlese- oder Bilderbuch.


Wenn ich vorlese, dürfen es sich meine Kinder gemütlich machen, das heisst im Kreis auf den Boden liegen, in der Leseecke sein, den Kopf auf den Tisch legen, ... Ich lasse sie auch dazu zeichnen. Sie wissen aber, wenn sie zu laut sind, setzten sie sich einfach an ihren Platz.


Gute Vorlesebücher für die Unterstufe:

  • Die Wawuschels mit den grünen Haaren - Irina Korschunow (mehrere Bücher)

  • Die Olchis sind da - Erhard Dietl (mehrere Bücher)

  • Mörfi - Das Fehlerteufelchen: Nur Dumme machen keine Fehler – Andreas Schlüter (mehrere Bücher)

  • „Sams Reihe“ à 1. Buch: Eine Woche voller Samstage – Paul Maar (mehrere Bücher)

  • Der Räuber Hotzenplotz - Otfried Preußler

  • Fridolin: Ein Dackel, ein verlorenes Halsband & ein großes Abenteuer - Franz Caspar



Gute Bilderbücher für die Unterstufe:

  • Mutig, mutig - Kathrin Schärer und Lorenz Pauli

  • Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte - Martin Baltscheit

  • Für Hund und Katz ist auch noch Platz - Julia Donaldson

  • Der Grüffelo - Julia Donaldson

  • Keinohrhase und Zweiohrküken - Klaus Baumgart, Til Schweiger (total süss!)

  • Zilly, die Zauberin – Korky Paul (gibt es ganz viele davon)

  • Der Regenbogenfisch – Marcus Pfister (Klassiker)

Wichtig ist natürlich, dass ihr als Lehrerin auch gerne vorlest und vor allem euch auch das Buch gut gefällt! Tipp: Wenn du nicht so gerne vorliest, sind Hörbücher super praktisch! Übrigens lasse ich zum Zeichnen auch mal gerne eine Kurzgeschichte laufen, so habe ich auch Zeit mal durchzuatmen oder etwas bereitzulegen.


Klassenlektüre

Ab der 3. Klasse finde ich dann auch der Einsatz von einer Klassenlektüre empfehlenswert. Dabei ist es bei uns im Schulhaus so, dass gewissen Bücher in einem Klassensatz vorhanden sind. Es gibt aber auch Orte, wo ganze Klassensätze ausgeliehen werden können (zB. in der Schweiz unter http://www.bibliomedia.ch/de/ à Angebote à Angebote für Schulklassen).


Mögliche Ideen für die Arbeit mit einer Klassenlektüre:

  • Reihum vorlesen: Ja, ich weiss, Deutschdidaktiker*innen hätten jetzt vielleicht nicht so ihre Freude, aber die Praxis zeigt, die meisten Kinder lesen auch gerne mal etwas vor. Und ja ich war als Kind auch immer unglaublich nervös und habe mich x-mal versprochen, aber überlebt habe ich es trotzdem. Und wir kenne alle ja unsere lieben Kinder und wenn es bei einem Kind nicht geht, dann findet man ja immer eine gute Lösung (zB. vorher üben lassen). Ich finde es auch gut, wenn die Kinder einander mal hören.

  • Kapitel lesen und besprechen: Pro Woche bis zu einem bestimmten Abschnitt selber lesen und dann in der Schule das Gelesen besprechen. Hier sicher wichtig, dass man sich darauf achtet, dass alle Kinder wirklich die Hausaufgaben machen J

  • Textstelle üben: Mehrere Textstellen auswählen und den Kindern zum Üben einteilen. Danach in kleine Gruppen einander vorlesen und über das Gelesene sprechen. Dazu helfen einige Inputs von der Lehrperson (Fragen, Anregungen).

  • Vermutungen anstellen: Gemeinsam bis zu einer Stelle lesen und dann besprechen, wie es weitergehen könnte (mündlich oder dann auch schriftlich).


Gute Klassenlektüren für die Unterstufe:

  • Das Vamperl - Renate Welsh

  • Die Geschichte vom Hase und Igel – Willi Fährmann

  • Ätze - Das Tintenmonster bei den Piraten - Ursel Scheffler

  • ... oder dann je nach Angebot in eurer Bibliothek


Geschichten vorlesen in der Mittelstufe? (5./6. Klasse)

Sind Vorlesegeschichten bei 10 – 12-Jährigen nicht längst uncool oder langweilig? Schliesslich können die Kinder in diesem Alter schon selber sehr gut lesen und verschlingen zum Teil schon ganze Jugendromane.


Die Antwort lautet: Nein! Die Kinder lieben es nach wie vor, wenn ihnen vorgelesen wird - auch noch mit 12 Jahren :) Probiert es einfach aus! Voraussetzung ist natürlich, dass ihr selber auch gerne Geschichten vorlest!


Aber wie setzt man in der 5./6. Klasse eine Vorleselektüre ein? Ich zeig euch hier einige Ideen, wie man ein Vorlesebuch sinnvoll in den Unterricht integrieren kann.


Ich wähle meist pro Schuljahr eine „Vorlesegeschichte“ und eine „Klassenlektüre“ aus. Die Vorlesegeschichte begleitet uns fast durchs ganze Jahr. Eine Klassenlektüre hingegen lesen und besprechen wir gemeinsam während einem Quartal.


Möglichkeiten, eine Vorlesegeschichte in der 5./6. Klasse einzusetzen:

  • Als Morgeneinstieg oder Tagesabschluss einfach (10min) vorlesen, anschliessend mündlich einige Fragen stellen oder eine kleine Klassendiskussion über das Gehörte führen (= einfachste Variante und kann auch als Belohnung eingesetzt werden).

  • Im Deutschunterricht vorlesen und die Kinder eine Zusammenfassung schreiben lassen (dazu können vorab Merkmale einer guten Zusammenfassung thematisiert werden). Einige Kinder lesen ihre Zusammenfassungen anschliessend im Kreis vor.

  • Im Deutschunterricht ein Hörverstehen zum Gelesenen machen: Im Vorfeld Fragen notieren und die Kinder beantworten lassen, zu einigen Lektüren gibt es vorgefertigte Textverständnisse.

  • Bis zu einer spannenden Stelle vorlesen und anschliessend die Kinder die Geschichte weiterschreiben lassen und einander vorlesen.

  • Eine Textstelle als Wanderdiktat abschreiben und lesen lassen: Textstelle kopiert an mehreren Orten im Klassenzimmer hinlegen, die Kids wandern von ihren Plätzen zu einer Vorlage, merken sich einige Wörter oder einen Satz und schreiben ihn an ihrem Platz nieder.

  • Starke Leser/innen bereiten eine Textstelle aus dem Buch zu Hause vor und lesen der Klasse vor (Lesung). Dazu können vorher Kriterien zum gestaltenden und wirkungsvollen Lesen thematisiert werden.

  • Zeichenunterricht: Zu einem gehörten Ausschnitt ein Bild oder eine Bildergeschichte malen.

  • Geschichte als Vorlage für eigene Geschichten nutzten. Den Schreibstil analysieren und eine ähnliche Geschichte schreiben.

  • Eine Textstelle hören und anschliessend schreibt jedes Kind selber fünf Fragen zum Text auf, die dann von der Klasse gelöst werden.


Zwei Vorleselektüren, die ich immer wieder gerne einsetze:

  • Rico, Oskar und die Tieferschatten von Andreas Steinhöfel

  • Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket von John Boyne


Liste für weitere (Vor-)Lesebücher in der 5./6. Klasse:

  • Allein in der Wildnis – Gary Paulson

  • Du hast aber Mut  - Brigitte Blobel

  • Paul Vier und die Schröders – Andreas Steinhöfel

  • Das Geheimnis von Bahnsteig 13 – Eva Ibbotson

  • Lippels Traum – Paul Maar

  • Jagd auf die Juwelendiebe - Renée Holler

  • Mehr als ein Spiel – Sigrid Zeevaert

  • Ausserirdisch ist woanders – Susann Opel-Götz

  • Emmaboy tomgirl – Blake Nelson

  • Löcher – Louis Sachar

  • Alabama Moon – Watt Key

  • Entführung mit Jagdleopard – Kirsten Boie

  • Vorstadtkrokodile – Max von der Grün

  • Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis – Pseudonymous Bosch

  • Winn Dixie – Kate DiCamillo

  • Die Reise zur Wunderinsel – Klaus Kordon

  • Bibbi Bokkens magische Bibliothek – Jostein Gaarder und Klaus Hagerup

  • Mathilda – Roald Dahl


Vorlesen in der Weihnachtszeit:

  • Unglaubliche Weihnachten – Renus Berbig

  • 24 Geschichten für die Zeit bis Weihnachten – Anja Girmscheid

Wenn die Ziege schwimmen lernt – ein Bilderbuch als Unterrichtsinput auf der Mittelstufe:


Und hier noch ein Tipp für ein Bilderbuch, das ich auch noch sehr gerne in der Mittelstufe einsetze. Denn Bilderbücher finde ich etwas Wunderbares, um Alltagsthemen wie Glück, Mut oder Selbstvertrauen den Kindern näher zu bringen.


In meiner Klasse führen die Kinder ein „Erfolgstagebuch“. Am Ende der Woche oder zweimal wöchentlich notieren die Kinder all ihre noch so kleinen Erfolge in ihr „Tagebuch“. Als Einführung dazu lese ich jeweils das Bilderbuch „Wenn die Ziege schwimmen lernt“ vor. Es geht um verschiedene Tiere, die den ersten Schultag kaum erwarten können. Auf dem Stundenplan steht schwimmen, klettern, rennen und fliegen. Natürlich freute sich die Ente auf den Schwimmunterricht, denn schwimmen kann sie ja schliesslich gut. Beim Klettern gaben sich alle Tiere grosse Mühe. Besonders das Pferd wollte sich von seiner besten Seite zeigen, da es bereits im Flugunterricht Mühe bekundete. Auch der Fisch und die Ente hatte  beim Klettern und Rennen grosse Mühe und der Lehrer war so gar nicht zufrieden. Die Tiere wollten doch alles so richtig gut machen und übten ununterbrochen, damit sie gute Noten für die Zeugnisse bekommen. Am Ende des Schuljahres konnte jedoch kein Tier mehr etwas richtig gut, alle hatten nur noch durchschnittliche Leistungen. Die Lehrer waren unzufrieden und betitelten ihre Schüler als gänzlich unbegabt und machten sich davon. Das Fazit: Am Ende des Buches macht jedes Tier wieder seine Sache und dafür diese aber so richtig gut! :)


Anhand dieser kurzen und einfachen Geschichte zeige ich den Kindern gerne auf, dass alle Kinder irgendetwas richtig gut können und im Gegenzug andere Dinge für sie noch sehr schwierig sind. Jedes Kind bringt andere Talente und Interessen mit und genau das soll und darf auch entsprechend gewichtet werden!


  • Zwei weitere Büchertipps:

  • Mutig Mutig von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer

  • Von den Tieren des Waldes, die wissen wollten, wer der Glücklichste ist von Hans Kruppa

Wow, wer also wirklich bis hier alles durchgelesen hat - Chapeau! Jetzt freuen wir uns umso mehr, wenn du auch noch kurz einen Kommentar da lässt - geht ja ganz schnell. :)


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